Kleines Interview mit einer Leserin

Aus dem kleinen Leserkreis "SchäferStündchen" bekam ich vor einigen Tagen Besuch von einem meiner Leserinnen, die ein kurzes Interview mit mir wollte. Hier jetzt der Ablauf. Meine Leserin hiess Irena.

Irena: Danke für deine Zeit. Ich mache es auch kurz.

Ich: Kein Problem, wir haben genug Kaffee und Zeit.

Irena: Du hast uns vor einiger Zeit von deinem neuen Projekt "Im Kreis der Falken" erzählt. Bis heute sind fünf Teile erschienen und ein Sammelband. In diesem Jahr aber noch kein weiteres Buch von dir. Hast du das Schreiben aufgegeben? 

Ich: Um ehrlich zu sein, ja zumindest manchmal. An manchen Tagen war ich wirklich versucht alles hinzuwerfen. Es ist schwer eine Motivation aufrecht zu erhalten, wenn der Markt von wenigen Großkonzernen kontrolliert wird und gute Skripte ungelesen in der Tonne verschwinden, weil es gerade nicht "In" ist. Dabei nutzt man dann immer die Floskel: "Unsere Leser wollen das nicht lesen". Tatsächlich jedoch verstehen die Verlage soviel vom Leserwillen, wie ein Bankmanager vom Kühe melken auf der Alm. Tatsächlich unterscheiden große Verlage nur in drei Kategorien. A-Buch, B-Buch und C-Buch.

Irena: Du glaubst, dass die großen Verlage nicht am Puls ihrer Leser sind? Wie kommst du darauf?

Ich: Tatsächlich haben die Verlage mehr und mehr ihr Personal abgebaut und pushen nun die Autoren und Bücher, welche sie als A-Buch bezeichnen. Neue, innovative Autoren werden abgewimmelt und erhalten keine Chance mehr. Im Laufe der Jahre hat sich klar heraus kristallisiert. Nur ein Autor, der bereits einen Bestseller hatte, ist in den Augen der Großhändler wie Amazon und Thalia und mit ihnen Verlagen profitabel. Und genau darum dreht es sich. Profitabilität! Es ist unwichtig, wie gut ein Skript ist. Hauptsache ein bekannter Name mit Bestseller-Status steht auf dem Buchdeckel. Wobei ich keinen Bestseller-Autor langweilige Skripe nachsagen will. Die sind schon gut, aber mittlerweile ist es im Markt sehr eintönig und farblos geworden. Eben, absolut übersättigt. Erfrischende neue Ideen und weg vom "Mainstream" ist Mangelware. Desweiteren lassen die Verlage ihre Bücher immer mehr von minderwertigen Druckereien drucken, weil es billiger ist. Dicke Blätter, strahlende Titelfarben und qualitativ hochwertige Stil- und Rechtschreibungen sind nur noch sehr selten zu finden. Gerade bei Bücher, wo Markennamen aufgedruckt sind, wie Heyne, Rowohl und dtv. fehlt es oft einfach an Qualität. Zudem werfen Händler viel zu schnell schlecht verkaufte Bücher auf die Wühltische und verkaufen sie so billig wie möglich. Die Schuld daran geben sie den Autoren, die minderwertige Manuskripte fabrizieren. Aber oft ist es nicht die Qualität der Manuskripte, sondern die Blindheit der Verlage. Richtig gute Bücher werden weder gepusht, noch besonders umfassend beworben. Man sieht sie eben nicht als A-Buch Autor an. Immerhin haben sie noch keine Bestseller geschrieben und sind somit ein "potentielles Verlustgeschäft". Also ganz im Sinne der Marktphilosophie "Möglichst wenig investieren, damit der Verlust so gering wie möglich ist".

Irena: Hast du denn eine Idee, wie es sich verbessern könnte?

Ich: Nun, ich sehe in den Großkonzernen wie sie heute sind keine Zukunft mehr. Sie werden erdrückt von ihrer eigenen Profitgier und Marktbeherrschung. Und auch in der Autorenschaft muss ein Umdenken stattfinden. Jeder Autor sollte sich fragen, ob er wirklich vernünftig von seinem Verlag betreut wird und ob er tatsächlich mit einen Anteil von 3 bis 6 % pro verkauftes Buch zufrieden sein sollte. Und das ausschliesslich deshalb, weil ein Markenname auf seinem Buchrücken steht. Viele Autoren wollen eben diesen Markennamen auf ihren Büchern sehen, der für sie ein "Garant" auf hohe Erlöse darstellt. Das jedoch ist lange Schnee von Gestern. Sie sollten sich besinnen und neue Wege gehen. Am besten ihre Verträge auflösen und sich den neueren BoD-Verlagen zuwenden. Damit meine ich nicht die Verlage die einen Druckkostenzuschuss verlangen, das ist nur rausgeworfenes Geld und führt am Ende ausschliesslich in den Bankrott des Autors. Der Trend geht meiner Meinung nach mehr und mehr zum Selfpublishing und zu den E-Books. Aber auch die kleinen Verlage rücken immer mehr in den Fokus der Leser und der Autoren. Denn der "Leserwille" wird nicht von Großhändlern und Konzernen bestimmt, wie sie alle meinen, sondern vom Leser selbst der durchaus mündig genug ist um seinen eigenen Leserwillen zu fassen. Und der ist so vielfältig wie das Leben an sich. Jeder Leser kann und sollte selbst bestimmen, welches Genre ihm zusagt und welcher Autor am Ehesten zu seinen Wünschen passt. Und kein Autor muss sich an den Mark halten und halbherzige Bücher schreiben, weil ihr großer Verlag das so wünscht. Und die Verlage sollten nicht mehr für den Markt arbeiten, sondern für den Autor, der den Markt überhaupt erst möglich macht. Gleiches gilt für die Großhändler. Weg von der Profitsucht und hin zu der Qualität!

Irena: Also bist du der Ansicht, dass deine "Im Kreis der Falken"-Reihe, die du ja bei Epubli veröffentlicht hast der richtige Schritt in die Zukunft ist?  

Ich: Es ist zumindest ein Weg, den ich zu gehen bereit bin. Aber auch bei epubli fehlt eindeutig die Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit. Dort wird gesagt, dass Autoren selbst Werbung für sich und ihre Bücher machen müssen. Das allerdings ist für sehr viele Autoren entweder gar nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Es kann und darf nicht die Zukunft des Buches sein, dass nur die finanziell starke Elite in der Lage dazu ist, ihre Bücher ansprechend zu bewerben. Anzeigen schalten kostet Geld, viel Geld. Ich zum Beispiel bin nicht in der Lage dazu dieses Geld aufzubringen um eine Anzeige über Google oder anderen Onlinediensten zu schalten. Das ist der Hauptgrund, warum meine Bücher kaum verkauft werden. Nicht weil sie schlecht sind, denn ich höre immer wieder positive Stimmen von Lesern, die es wagten ein Buch von mir zu kaufen, welches nicht beworben wurde und zu begeisterten Lesern wurden. Mein großes Problem ist einfach, dass ich und meine Bücher unbekannt sind. Die Leser kennen mich einfach nicht. Wenn aber der Trend, und das passiert derzeit langsam und schleichend, immer mehr zu den unbekannten Autoren wechselt und kleine Verlage sowie den BoD-Verlagen zugewendet wird, kann sich das ändern. Sobald ich die finanziellen Mittel habe um mir PR-Manager und Anzeigen zu leisten wird auch mein Schattendasein sich verändern können.

Irena: Kommen wir zurück zu dir. Wirst du weitermachen? Sei es auch nur deine Manuskripte bei epubli einzustellen?

Ich: Unter Garantie werde ich weitermachen. Bereits Ende dieses Monats werde ich den 2. Teil von "Krieger der Engel" und "Im Kreis der Falken, Teil 6" bei epubli einstellen. Beide Bücher werde ich aber auch, wie in Zukunft jedes Buch, als E-Book zur Verfügung stellen. Zudem habe ich mir bereits einen neuen Verlag heraus gesucht, der meine Gay-Fantasie-Romane die noch kommen werden, veröffentlichen kann. Ich denke, wie sich meine weitere Geschichte entwickelt, wird davon abhängen wie sich der Markt entwickelt.

Irena: Das sind ja mal gute Nachrichten. Ich freue mich schon jetzt auf deine neuen Bücher und hoffe, dass noch ganz viele andere Leser endlich ihren eigenen Leserwillen prodizieren und danach handeln. Vielen Dank für das Gespräch!

Kommentare